Qi Gong und Tinnitus

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Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und Qi Gong ist Tinnitus eine „Nierenkrankheit“. Sie äußert sich durch einen hohen Ton oder ein Windgeräusch in den Ohren, mit variabler Intensität, Höhe und unterschiedlicher Kontinuität.

Symptombeschreibung

Symptome können unterschiedlich sein, je nach dem, ob es sich um einen Fülle- oder Leerezustand handelt:

Fülle Leere
Setzt plötzlich ein Setzt langsam ein
Sehr hoher Ton Tiefer Ton
Symptome verschlimmern sich, wenn man die Hände auf die Ohren deckt Symptome werden besser, wenn man die Hände auf die Ohren deckt
Plötzliche Taubheit Kontinuierlicher oder vorübergehender Zustand
Sich ausdehnende Schmerzen in den Ohren, kombiniert mit einem hohen Ton Wird verschlechtert durch Überanstrengung
Gereiztheit Schwindel
Beunruhigung/Ärger Schmerzen im Lendenwirbelbereich
Rotes Gesicht Samenausfluss
Trockener Mund Ausfluss
Ursache:

Schleim und Feuchtigkeit blockieren die Meridiane

 

Aufsteigendes Leber-/Gallenblasenfeuer (Leber-Yang-Fülle)

 

 

Ursache:

Nieren-Qi-Schwäche, Nieren-Jing-Schwäche, Lungen-Qi-Schwäche oder Herz-Blut-Schwäche

Das Ohr ist mit vielen Organen und Meridianen verbunden. Wenn Qi und Blut nicht richtig in den Meridianen fließen können oder eine funktionelle Störung vorliegt, kann dies zu Tinnitus führen.

Um gesund zu sein braucht der Körper Balance. Dies bedeutet, dass Yin und Yang im Gleichgewicht sein müssen. Yin ist wie Wasser, Yang ist wie Feuer. Wenn es zu wenig Wasser gibt und zu viel Feuer, kann es zu Störungen, wie Tinnitus kommen.

5 Elemente Phasen

Betrachtet man das Ganze nach den 5 Elementen:

5 Elemente

Darstellung der 5 Elemente Phasen

Wenn die Leber (Holz) zu aktiv ist (-> verursacht zu viel Feuer) und zu viel Energie von den Nieren (Wasser) abzieht, ist nicht mehr genügend Wasser vorhanden, um das Feuer zu löschen.

Vorgehen in der chinesischen Medizin bzw. beim Qi Gong

In der westlichen Medizin gibt man überwiegend Infusionen.

In der TCM versucht man das Gleichgewicht im Körper wieder herzustellen, damit die Symptome verschwinden, d. h. es wird an den Ursachen gearbeitet, nicht an den Symptomen. Hier wird der Mensch in seiner Gesamtheit (inkl. seiner Umwelt) betrachtet.

Das medizinische Qi Gong hat die Ziele zu reinigen, regulieren und/oder zu stärken. Bei Tinnitus würde man als Behandlung, wie folgt vorgehen:

Fülle Leere
Qi in bestimmte Punkte der Meridiane des dreifachen Erwärmers, Dünndarms und Dickdarms übertragen Die Nieren des Patienten stärken, in dem man Qi in die Ohren überträgt -> Nieren und Dantian werden gefüllt
Lunge und Leber reinigen Qi in einen bestimmten Nierenpunkt am Fuss übertragen
Das „Feuer“ aus dem Kopf und dem oberen Bereich des Körpers ableiten Qi in das Dantian übertragen
Qi in das betroffene Ohr und bestimmte Punkte des dreifachen Erwärmer-Meridians übertragen.

Anschließend das Qi vom Kopf, über das Genick, die Schultern, Arme zur Hand und von dort aus dem Körper leiten.

Qi in das betroffene Ohr übertragen und dann entlang des Gallenblasen-Meridians aus dem Körper führen
Qi in das Dantian („Energiespeicher im Bauch“) übertragen

Zusätzlich gibt es verschiedene Übungen, die man dem Patienten als „Hausaufgabe“ mitgeben kann. Diese werden mehrmals täglich geübt. Durch das Üben kann der Patient selbst am Heilungsprozess mitarbeiten und Einfluss nehmen.

Generell ist das Ziel der TCM und von Qi Gong vorzubeugen. Daher gibt es Übungen, die man täglich üben kann, damit kein Ungleichgewicht und damit Krankheit entsteht. Durch die Übungen werden Blockaden gelöst und die ursprüngliche Balance wieder hergestellt.

Kann das Qi ungehindert im Körper fließen und ist alles in der Balance, so kann auch keine Krankheit entstehen.

Qi Gong wirkt, wenn es richtig geübt wird, auf verschiedenen Ebenen: physiologisch, psychologisch, soziologisch, geistig und spirituell.

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Über den Autor:

Corinna Flaig ist seit Jahrzehnten von der asiatischen Kultur und insbesondere der Chinesischen Medizin fasziniert. Nach Ausbildungen als Qi Gong Lehrerin und in Traditioneller Medizin, hat sie seit 2011 auch einen Abschluss als Medical Qigong Practitioner (MQP) des International Medical Qi Gong Institute, Overseas College of Medical Qi Gong, Henan University of Traditional Chinese Medicine und unterrichtet seit 2005 in Oberkassel Qi Gong. Das Wissen und die Erkenntnisse aus diesen traditionellen Weisheitstraditionen lässt sie bei ihrer Arbeit als Consultant, insbesondere bei Business Transformation und Change Projekten einfließen. Außerdem gibt sie Seminare für Firmen, welche ihren Mitarbeitern die entspannende, aufbauende bzw. ausgleichende Wirkung von Qi Gong anbieten möchten. Derzeit macht sie eine Ausbildung in daoistischen und alchemistischen Weisheitstraditionen bei Master Zhongxian Wu